Akademie


Akademie im Seniorenclub "Alte Stromer"
Akademie im Seniorenclub "Alte Stromer"

1.) E-Mail-Kontakt

 

* altestromer@web.de

 

2.) Telefonkontakt

Bernd Schmidt         ( +49 1573 4884160

Stephan Schlunke   ( +49 1512 8924254

 

 

Senioren haben bereits umfangreiche berufliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Diese gilt es zu erhalten, zu vertiefen, zu erweitern oder zu aktualisieren.

 

Bildung und Teilhabe für alle und die Weitergabe von Erkenntnissen stehen dabei im Vordergrund.

 

Unter der Rubrik „Akademie“ veröffentlichen wir Vorträge/Präsentationen und Hinweise/Links zu interessanten Themen. Die Energiewirtschaft mit all ihren Facetten ist dabei nur ein zentrales Thema. Die Materialien werden meist auch zum Download bereitgestellt.

 

Die Akademie lebt von der aktiven Mitarbeit der Seniorenclubmitglieder. Wer Hinweise oder Links zu Themen hat, die von allgemeinem Interesse sein könnten, kann diese gern an die Redaktion einreichen.

 

 



140-jähriges Jubiläum des ersten öffentlichen Elektrizitätswerks Deutschlands (Bewag), von Harald Radtke

 

Am 7. und 16. Mai 2024 besuchten zwei Gruppen des Seniorenclubs Alte Stromer Berlin das seit dem 10. Mai 2001 bestehende und ehrenamtlich betreute Energie-Museum Berlin.

 

Untergebracht auf dem Gelände des Umspannwerks Steglitz von Stromnetz Berlin, nutzt das Museum ein Gebäude, in dem sich von 1986 bis Ende 1994 die ehemals weltweit größte Batteriespeicheranlage für das damalige Westberliner Inselnetz der Bewag befand. Die Gründung des Energie-Museums geht auf etwa 30 Mitarbeiter und Pensionäre der damaligen Bewag zurück, die den „Förderkreis zur Sammlung historischer Anlagenteile und Geräte aus der Technik der Strom- und Wärmeversorgung Berlins e.V.“ gründeten. Das Energie-Museum weist eine überaus umfangreiche und liebevoll aufbereitete Sammlung tausender Exponate aus allen Epochen der Berliner Strom- und Wärmeversorgung auf, die den Besuchern von Mitgliedern des Förderkreises kompetent und engagiert erläutert und zum Teil auch vorgeführt wurden. Der Mehrzahl der Besucher des Seniorenclubs war vermutlich nicht bewusst, dass im Mai dieses Jahres (2024) ein rundes Jubiläum der öffentlichen Elektrizitätsversorgung stattfand, auf das nachfolgend kurz eingegangen wird.

 

Vor 140 Jahren, am 8. Mai 1884, begann die Geschichte der Berliner Stromversorgung. An diesem Tag wurde die „Aktiengesellschaft Städtische Elektricitäts-Werke“ (A.G. StEW), aus der später die Bewag hervorging, vom AEG-Vorläufer „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität“ (DEG) gegründet. Die DEG hatte zuvor die Konzession zur alleinigen Versorgung der Berliner Innenstadt mit Elektrizität erhalten und zu diesem Zweck die A.G. StEW gegründet, die das erste öffentliche Elektrizitätswerk Deutschlands wurde. Deren „Centralstation Markgrafenstraße“ war ab 1885 das erste Kraftwerk Deutschlands, das Strom in ein städtisches Verteilungsnetz abgab.

 

Im Lauf der Jahre änderten sich die Namen des Elektrizitätswerkes, bis erstmals 1923 mit der „Berliner Städtische Elektrizitätswerke Akt.-Ges. (Bewag)“ auch der allseits bekannte Name „Bewag“ etabliert wurde. Details der weiteren wechselvollen und ereignisreichen Unternehmenshistorie finden sich u. a. in Wikipedia (Bewag Berlin).

 

Die Stromnetz Berlin GmbH (SNB), die sich seit 2021, nach dem Verkauf des Verteilungsnetzbetreibers von Vattenfall an das Land Berlin, wieder in öffentlicher Hand befindet, ist einer der Bewag-Nachfolger. Auf der SNB-Webseite findet sich eine lesenswerte Kurzfassung der 140-jährigen Unternehmensgeschichte (Geschichte der Stromnetz Berlin). An das 140jährige Jubiläum erinnert auch ein anderer Bewag-Nachfolger, die BEW Berliner Energie und Wärme AG (BEW), die sich erst seit dem 3. Mai 2024 wieder in öffentlicher Hand befindet. In einem Festakt, u. a. mit dem Regierenden Bürgermeister, wurde von BEW und SNB am 8. Mai 2024 das 140-jährige Jubiläum angemessen gewürdigt (BEW-Pressemitteilung: Als vor 140 Jahren der Strom nach Berlin kam).   

 

Abschließend noch zwei Anmerkungen zur Bewag-Unternehmensgeschichte.

 

In den Jahren nach 2000, infolge der Fusion von VEAG, LAUBAG, HEW und Bewag zur Vattenfall Europe in 2002/03, hatte die Bewag eine gemeinsame Etappe mit den vorgenannten ehemaligen Unternehmen. Zeitzeugen erinnern sich noch gut daran, dass Vattenfall den Erhalt der traditionsreichen und in Berlin und Hamburg tief verwurzelten Marken Bewag und HEW zusicherte. Doch bereits 2006 war davon keine Rede mehr, und beide Marken wurden ab dem 1. Januar getilgt. Im gleichen Jahr wurde das Berliner Stromverteilungsnetz als „Vattenfall Europe Distribution Berlin“ abgespalten und erhielt später den Namen „Stromnetz Berlin“, den es auch nach dem Verkauf an das Land Berlin heute noch trägt.

 

Für die Entwicklung des gesamtdeutschen inkl. des Berliner Stromnetzes nach 1990 wird ein wichtiges Ereignis weder vom Energie-Museum Berlin noch von Stromnetz Berlin historisch und technisch korrekt bzw. gar nicht wiedergegeben. Es handelt sich dabei um die elektrische Wiedervereinigung Deutschlands am 13. September 1995. Zum besseren Verständnis muss hierfür die chronologische Abfolge der relevanten Ereignisse vorausgeschickt werden:

  • Ab dem 5. März 1952 befand sich das Westberliner Stromnetz durch die Kappung der Verbindungen in die DDR und nach Ostberlin über Nacht ungewollt in einer netztechnischen Insellage. In dieser musste allein die Bewag für das Leistungsgleichgewicht von Stromerzeugung und -verbrauch sorgen, um die Netzfrequenz stabil auf 50 Hertz zu halten. Ab diesem Zeitpunkt existierten zwei nicht-frequenzsynchrone Netzgebiete auf deutschem Boden und ab 1954 durch die Trennung der Stromnetze der DDR und der BRD waren es dann drei nicht-frequenzsynchrone Netzgebiete.
  • Nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 und der deutschen Einheit im Oktober 1990 wurde am              1. Dezember 1992 eine 110-kV-Notverbindung vom Ost- zum Westteil in Betrieb genommen, um u. a. Erzeugungsausfälle im Westteil der Stadt beherrschen zu können. Ab diesem Zeitpunkt war das Stromnetz im ehemaligen Westteil der Stadt frequenzsynchron mit dem ostdeutschen VEAG- und osteuropäischen (VES-)Netz und es verblieben zwei nicht-frequenzsynchrone Netzgebiete in Deutschland. Hinsichtlich des Leistungsgleich-gewichts wurde seitens Bewag das Betriebsregime eines Inselnetzes beibehalten, ebenso die Betriebsbereitschaft der o. g. Batteriespeicheranlage, gleichwohl es bezüglich Netzfrequenz kein Inselnetz mehr war. 
  • Mit der Inbetriebnahme der 380-kV-Leitung Wolmirstedt – Teufelsbruch am 7. Dezember 1994 war das Bewag-Netz unverändert frequenzsynchron mit dem VEAG- und CENTREL-Netz (Tschechien, Ungarn, Polen und Slowakei) verbunden (die Abtrennung vom VES-Netz der GUS-Staaten erfolgte bereits am 18. November 1993). Dieses Ereignis, das als Festakt der Bewag mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen begangen wurde, wird seither fälschlich als „Vollzug des elektrischen Anschlusses von West-Berlin an das westeuropäische Verbundnetz“ dargestellt. Richtig ist dagegen, dass damit die elektrische Insellage des Bewag-Netzes im Westteil der Stadt offiziell beendet wurde inkl. der Außerbetriebnahme der o. g. Batteriespeicheranlage und der 110-kV-Notverbin-dung.
  • Am 13. September 1995 erfolgte schließlich nach der Trennung des VEAG-Netzes (inkl. des Bewag-Netzes) vom CENTREL-Netz die „Elektrische Wiedervereinigung Deutschlands“ durch die Zusammenschaltung des VEAG-Netzes (inkl. des Bewag-Netzes) mit dem (deutschen) DVG- und (westeuropäischen) UCPTE-Netz. Ab diesem Zeitpunkt war das gesamte deutsche Stromnetz wieder frequenzsynchron.

10.11.2022 - Starten wollen wir diese Rubrik mit der Geschichte der Elektrizitätswirtschaft, konkret mit

 

„Historie der Elektroenergieübertragung im Osten Deutschlands von 110 kV über 220 kV zur 380 kV“ (März 2020),

Autor: Dipl.-Ing. Harald Radtke (50Hertz),   31.03.2020

Quelle: 50Hertz GmbH

 

„Entwicklung des Berliner Verbund- bzw. Übertragungsnetzes und Ausblick auf mögliche Entwicklungen“ (Juni 2022),

Autor: : Dipl.-Ing. Harald Radtke (50Hertz),   30.06.2022 

Quelle: 50Hertz GmbH

 

„Netztechnische Maßnahmen zur Wiedervereinigung des Verbundnetzes in Deutschland“ (Dezember 2020),

Autoren: Dr. Frank Berger und Dipl.-Ing. Harald Radtke (beide 50Hertz),   17.12.2020

Quelle: https://www.vde.com/resource/blob/2025230/ea389841b102404f7b5424ddac99f34c/foliensatz-berger--frank-und-radtke--harald-data.pdf

 

Die Entwicklung des Verbundbetriebes in Deutschland und in Europa 25 Jahre elektrische Wiedervereinigung Deutschlands,

Autor: Dipl.- Ing. oec. Hans-Bernd Tillmann, 

Quelle: https://www.vde.com/resource/blob/2025448/133b15c078e98d342be0945e6f175a77/vortrag-tillmann--hans-bernd-data.pdf

 

Die Elektroenergieversorgung der DDR (1)  1989 – Daten und Informationen

Staatliche Hauptlastverteilung, 1990

 

Die Elektroenergieversorgung der DDR 1989 – Klappkarte

Staatliche Hauptlastverteilung, 1990

 

Häuser, die Geschichte haben von Michaela Seifert/Rolf Günther

Ein Artikel der VEAG-Zeitschrift „Megawatt“ Nr. ?