Harald Radtke erinnert an Jubiläen der Energiewirtschaft 2022 

2022 – 60 Jahre 380-kV-Übertragung in Ostdeutschland

Vor 60 Jahren, am 6. Dezember 1962, wurde die erste 380-kV-Übertragungsstrecke im damaligen ostdeutschen Verbundnetz in Betrieb genommen. Dies geschah zunächst mit nur einem Stromkreis auf der Leitung von Ragow nach Lauchstädt über eine Strecke von 163 km. Dieser Stromkreis wurde in das Verbundnetz, das bis dahin und für viele weitere Jahre von der 220-kV-Spannungsebene dominiert wurde, mit je einem 380/220-kV-Kuppeltransformator in den Umspannwerken Ragow und Lauchstädt eingebunden. Beide wurden dafür mit den ersten 380-kV-Anlagen ausgerüstet. Bereits ein Jahr zuvor wurde am 21. Dezember 1961 auf der Teilstrecke Ragow – Dieskau der andere Stromkreis der Leitung mit 220 kV in Betrieb genommen.

Ziel war es, mit der leistungsfähigeren 380-kV-Spannungsebene und -Freileitung die in den Lausitzer Großkraftwerken Lübbenau/Vetschau (Ende 1967 2.500 MW) erzeugte Leistung wirtschaftlich zur entfernten, stromintensiven Großindustrie im Raum Halle/Leipzig zu übertragen.

Als erste 380-kV-Freileitung im ostdeutschen Verbundnetz wurde aber bereits ab 1959 die Leitung von Ragow nach Wustermark errichtet und am 1. Oktober 1961 mit 220 kV in Betrieb genommen. Bezogen auf den Baubeginn hielt der 220-kV-Betriebszustand dieser Leitung dann allerdings rund 50 Jahre an, da erst in der Jahresmitte 2008 ein Stromkreis auf den 380-kV-Betrieb umgestellt wurde.

Ab 1964 wurden weitere 380-kV-Freileitungen errichtet, aber anfangs ebenfalls nur mit 220 kV betrieben und schrittweise auf den 380-kV-Betrieb umgestellt.

Beide Stromkreise Ragow – Lauchstädt wurden ab 1967 mit 380 kV betrieben, sodass man diese Leitung als Keimzelle des ostdeutschen 380-kV-Verbundnetzes betrachten kann.

 

Auf weitere Jubiläen mit Bezug auf das heutige 50Hertz-Netzgebiet in Ostdeutschland und das zu Ende gehende Jahr 2022 sei an dieser Stelle hingewiesen:

 

110 Jahre:       Am 24. Januar 1912 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten europäischen 110-kV-Leitung von Lauchhammer über Gröditz nach Riesa.

 

80 Jahre:         Vorstellung des Projektes der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage (HGÜ-Anlage) Kraftwerk Elbe – Berlin-Marienfelde vor der Hauptversammlung der Elektrowerke AG Berlin am 31. März 1942.

 

70 Jahre:         Trennung der Stromnetze DDR/Ostberlin – Westberlin in der Nacht vom 4. zum 5. März 1952. Ab diesem Zeitpunkt war Westberlin bis zum 7. Dezember 1994 eine „Strominsel“.

 

50 Jahre:         Einführung des „Arbeiten unter Spannung“ (AuS) zur Instandhaltung von in Betrieb befindlichen Freileitungen und Schaltanlagen des Hoch- und Höchstspannungsnetzes im Jahr 1972.

 

20 Jahre:         Am 28.06.2002 Ausgliederung des Übertragungsnetzes der ehem. VEAG und Gründung der Vattenfall Europe Transmission (VE-T) – Geburtsstunde der heutigen 50Hertz Transmission inkl. Übernahme und Integration der 380-kV-Netzanlagen in Berlin (Bewag) und Hamburg (HEW).

 

Ab August 2002 zentrale Steuerung der ehem. Übertragungsnetze HEW und VEAG durch die Zentrale Steuerstelle (ZST) der ehem. VEAG in Berlin-Marzahn und ab November 2002 auch für das ehem. Übertragungsnetz der Bewag.    

Weitere Informationen über die Historie des ostdeutschen Verbund- bzw. Übertragungsnetzes sind den Dokumenten auf der 50Hertz-Webseite unter der Rubrik „Unternehmen / Historie“.

zur Historie (50hertz.com)

bzw. der Webseite „Alte Stromer“

Alte Stromer - Geschichte der Elektrizitätswirtschaft

 zu entnehmen.